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Homo Faber Charakterisierung

09.07.2014 09:50

Homo Faber Charakterisierung

Homo Faber / Walter Faber:

Walter Faber trägt im Roman den Spitznamen
Homo Faber und hat ein sehr
rationales Weltbild. Alles ist seiner Meinung nach mit den Mitteln der
Wahrscheinlichkeit berechenbar und auf alles ist Logik anwendbar. Sein Leben
dreht sich in erster Linie um seine Arbeit als Ingenieur. Trotz seines Alters
von über 50 Jahren hat er ständig wechselnde, junge Freundinnen.

Der Tod von Sabeth und die erneute Begegnung
mit Hanna beginnen seine Sicht
der Welt grundlegend zu verändern. Er beginnt an ein Schicksal zu glauben, gibt
seine Arbeit auf und beginnt auf seine Emotionen und Wünsche verstärkt zu
hören. Auch beginnt er  zunehmend über sein Handeln in seiner
Vergangenheit zu reflektieren. Und er stellt sich zunehmend seiner Vermutung
Magenkrebs zu haben und bald zu sterben.

Hanna Landsberg:

Die ehemalige Kunststudentin Hanna hat im
Gegensatz zu Homo Faber keine
Probleme damit, Gefühle zu zeigen. In ihrer Studienzeit war sie mit Homo Faber
zusammen und erwartete ein Kind von ihm. Er wollte eine Abtreibung, sie hat
jedoch das Kind ohne sein Wissen zur Welt gebracht. Sie hatte viel Pech mit
Männern und glaubt, dass diese Männer ihr Leben "verpfuscht" haben.

Elisabeth Landsberg:

Elisabeth Landsberg ist die Tochter von Hanna
Landsberg und fängt im Verlauf
des Romans eine Liebesbeziehung mit Homo Faber an. Da er den Namen Elisabeth
nicht mag, nennt er sie stets Sabeth. Homo Faber erfährt erst nach Beginn der
Liebschaft davon, dass sie seine Tochter ist. Bis zu ihrem Tod ist
"Sabeth" eine gefühlsbetonte und lebensfreudige junge Frau.

Ivy:

Ivy ist ein 26-jähriges
Mannequin, von dem nicht viel mehr bekannt wird, als dass sie aus der Bronx
stammt, katholisch ist und einen Ehemann hat, der als Beamter in Washington
arbeitet. Ivy bleibt in Fabers Schilderung eine Schablone. Von ihren eigenen
Empfindungen weiß er nichts, die Beschreibungen Ivys werden in Wahrheit zu
Schilderungen von Fabers Frauenbild. Im Bild, das er von Ivy malt, vereinen
sich für den Leser sämtliche Klischees über den weiblichen American way of life
der 1950er Jahre. Ihre Accessoires sind Autos und Kleider, ihre Sorge gilt vor
allem ihrem Aussehen, die Sprache beschränkt sich auf klischeehafte Wendungen
wie "Everything okay?" Trotz Fabers Zurückweisungen
klammert sie sich an ihn, ihr größter Antrieb ist der Heiratswunsch, der auch
nicht dadurch aufgehoben wird, dass sie bereits anderweitig verheiratet ist.
Bereits ihr Name weckt Assoziationen an ein Schlinggewächs: "Ivy heißt
Efeu, und so heißen für mich eigentlich alle Frauen."

 

Joachim Hencke:

 

Joachim Hencke, die einzige
zentrale Figur, die während der Romanhandlung nicht mehr lebt, ist Fabers
ehemaliger Zürcher Studienfreund aus Düsseldorf. Für Faber war er "mein
einziger wirklicher Freund". Als Mediziner im Staatsexamen beriet Joachim
Faber wegen des geplanten Schwangerschaftsabbruchs bei Hanna. Dabei äußerte er
weder medizinische noch juristische Bedenken, doch bestärkte er später Hanna
bei ihrem Wunsch, das Kind auszutragen, und heiratete sie nach ihrer Trennung
von Faber. Hannas alleiniger Besitzanspruch auf das Kind und ihre Sterilisation
führten zur Scheidung. In einer Kurzschlusshandlung meldete sich Joachim
freiwillig zur Wehrmacht, geriet in Kriegsgefangenschaft und kehrte nach dem
Krieg nach Düsseldorf zurück.

Wie Faber hat auch Joachim
einen rationalen Zugang zur Welt, versucht die Probleme mit dem Verstand zu
lösen und spielt wie dieser Schach. Wie Faber ist er geprägt vom Glauben an die
Überlegenheit des technischen Systems. So opfert er nach der gescheiterten Ehe
sein Leben einer fixen Idee, der "Zukunft der deutschen Zigarre" in
den Plantagen Guatemalas. Auch als er keine Perspektive mehr sieht als sich in
der Baracke zu erhängen, inszeniert er seinen Suizid derart, dass er in seiner
Anführerrolle für die Indios durch ein Fenster der Baracke sichtbar bleibt.
Indem er so den Betrieb der Plantage bis zur Ablösung durch seinen Bruder
aufrechterhält, versucht Joachim laut Manfred Leber über seinen Tod hinaus zu
planen und zu wirken. Mona und Gerhard P. Knapp deuten Joachims Tod auch als
symbolischen Vorausgriff auf das Schicksal Fabers: Dessen Versuch einer
Korrektur der Vergangenheit erweist sich ebenso wenig als lebensfähig, Faber
scheitert wie sein Freund.